Am 16. Oktober 1945 wurde die CDU Brandenburg gegründet. In einer Zeit voller Umbrüche wagten mutige Frauen und Männer einen Neuanfang. Frauen und Männer wie Erika und Wilhelm Wolf, Ottmar Fessler, Otto Stegemann, Erwin Köhler und viele weitere, die entschlossen anpacken wollten. Nach den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur wollten sie ein anderes, ein besseres Deutschland.
Es gehört dabei zur Tragik der deutschen Nachkriegsgeschichte, dass Deutschland geteilt wurde und die Menschen im Osten Deutschlands erneut der Diktatur eines totalitären Systems unterworfen wurden. Trotz Benachteiligung und persönlicher Risiken haben viele Mitglieder der CDU Brandenburg ihre innere Unabhängigkeit bewahrt. So wurden spätestens nach der Gründung der DDR die Repressionen gegen die CDU durch die Sowjets und die SED weiter verschärft. Christdemokraten, die den kommunistischen Führungsanspruch und die unfreien Wahlen mit den „Einheitslisten der Nationalen Front“ kritisierten, wurden verhaftet, verurteilt, deportiert, zur Resignation veranlasst oder zur Flucht in den Westen getrieben.
Ein Schicksal ist das unseres Mitbegründers Dr. Wilhelm Wolf. Am Abend des 14. Mai 1948, prallte Wolfs Wagen auf der Rückfahrt von einer politischen Veranstaltung in Berlin auf der Avus (heue Autobahn 115) in einer unübersichtlichen Kurve nahe dem Bahnhof Grunewald gegen eine Betonwand. Der Chauffeur überlebte und gab später an, vom Scheinwerfer eines anderen Fahrzeuges geblendet worden zu sein. Ob dies die tatsächliche Unfallursache war, konnte nie geklärt werden, bis heute steht aber der Verdacht im Raum, Wolf könnte einem politischen Mord zum Opfer gefallen sein. Wenngleich die Hintergründe womöglich für immer ein Rätsel der Geschichte bleiben werden, so ist doch bereits die Tatsache, dass viele Zeitzeugen eine Ermordung Wolfs für möglich oder gar wahrscheinlich gehalten haben, vielsagend hinsichtlich des seinerzeit vorherrschenden Klimas aus Angst, Misstrauen und – politischer sowie zunehmend persönlicher – Unfreiheit.
Letztenendes konnte jedoch nicht verhindert werden, dass Bequemlichkeit und Opportunismus bis hin zu persönlicher Skrupellosigkeit Einzelner das Bild der Partei prägten. Das muss uns auch heute noch Mahnung sein, fortwährend für unsere christlich-freiheitlichen Werte einzutreten.
Obwohl in den folgenden Jahrzehnten das offizielle Gesicht der DDR-CDU geprägt war von angepassten Funktionären ist es nie gelungen, die gesamte Mitgliedschaft auf eine SED-treue Linie einzuschwören. So war es auch kein Wunder, dass der Widerstand gegen die SED-Diktatur in Kirchenkreisen immer mehr zunahm. Die Kirche war ein Hort für Andersdenkende.
Die Friedensgebete in Leipzig im Herbst 1989 und die sich anschließenden Montagsdemonstrationen wurden mehr und mehr zu einer Massenbewegung, die schließlich zur friedlichen Revolution führte.
Gleichzeitig wurde Lothar de Maiziére, der wie kaum ein zweiter durch seine Tätigkeiten Recht und Glauben verband, Hoffnungsträger der ostdeutschen CDU und erster demokratisch gewählter Ministerpräsident der DDR.
Viele weitere Informationen und Hingergründe zur Geschichte der CDU Brandenburg bis zum Jahr 1990 finden Sie auch unter der Rubrik Parteigeschichte auf unserer Homepage.
Mit der Ost-CDU und der Allianz für Deutschland auf der einen und der Bundes-CDU und Helmut Kohl auf der anderen Seite war die Christdemokratie maßgeblich an der Vollendung der Deutschen Einheit beteiligt. Die friedliche Einheit unseres Landes in einem freien und befriedeten Europa war ein Glücksfall.
30 Jahre ist dieser erste, richtige Tag der Deutschen Einheit nun her. Vieles haben wir in Brandenburg in diesen vergangenen 30 Jahren erreicht. Unsere Innenstädte sind lebenswerter geworden, die Wirtschaftsleistung hat sich seit 1990 vervierfacht, aktuelle Investitionen wie Tesla oder BASF zeigen, wie interessant unser Bundesland für Investoren ist. Immer mehr Menschen empfinden die Mark nicht mehr nur als Touristenziel, sondern als lebenswerte Heimat. Junge Familien entdecken die Schönheit und Natur in der Uckermark oder Prignitz.
Wir haben Forschungseinrichtungen und Universitäten, die weit über die Region hinaus bekannt sind, wie das Hasso-Plattner-Institut Potsdam oder die BTU Cottbus-Senftenberg.
Auch die CDU hat Brandenburg in den vergangenen 30 Jahren geprägt. Nicht zuletzt unser Ehrenvorsitzender und langjähriger Innenminister, Jörg Schönbohm stand für eine wertgebundene und menschliche Politik, aber auch für klare Kante. Das zeigte sich nicht zuletzt sinnbildlich in der Bundesratssitzung vom 22. März 2002, als Schönbohm seinen Überzeugungen folgte und mit einem Nein in der Abstimmung zum Zuwanderungsgesetz ein deutliches Zeichen setzte.
Nach zehn erfolgreichen Jahren der CDU-Regierungsbeteiligung endete die Koalition mit der SPD in Brandenburg nach der Landtagswahl 2009. Die CDU nahm die Rolle als Oppositionsführer an und schaffte es, mit sachlicher und bürgernaher Politik, der Partei die Linke bei der Wahl 2014 herbe Verluste beizufügen und Platz 2 in Brandenburg zurückzuerobern.
Dennoch wurde die Rot-Rote Koalition in Brandenburg fortgeführt. Ein "Herzensprojekt" von SPD und Linke für die letzte Legislaturperiode war die unsägliche Kreisgebietsreform. Gegen den Widerstand vieler Bürgerinnen und Bürger, von Bürgermeistern und Landräten sollte Brandenburgs Verwaltung umgekrempelt werden. Mit der Initiative "Bürgernähe erhalten - Kreisgebietsreform stoppen" setzten wir uns an die Spitze des Protestes, um eine kaputtgesparte und bürgerferne Verwaltung mit Großkreisen zu verhindern. Mit Erfolg - am 1. November 2017 musste Ministerpräsident Dietmar Woidke die ungewollte Reform zurückziehen.
Seit November 2019 ist die CDU Brandenburg nun wieder an der Regierung beteiligt. Mit unserem Landesvorsitzenden Michael Stübgen stellen wir dabei wieder den Innenminister. Und so wollen wir auch in gewisser Weise Jörg Schönbohms Weg fortsetzen und kooperativ für unser Bundesland arbeiten, dabei aber klar für unsere Werte und Vorstellungen eintreten. Wir wollen zusammen Brandenburg nach vorne bringen.
Und es bleibt für uns weiterhin viel zu tun. Im neuesten Einheitsbericht ist festgehalten, dass noch kein ostdeutsches Flächenland das Niveau eines westdeutschen erreicht hat.
Auch die verfügbaren Einkommen liegen unter westdeutschem Niveau. Es ist klar, dass wir uns gleiche Lebensverhältnisse schneller gewünscht haben und das Erreichen dieses Ziel auch noch Zeit dauern wird.
Und dazu kommen die Herausforderungen unserer Zeit. Die Corona-Pandemie überstrahlt dabei im Moment alles andere. Wir erleben eine Krise, die es so noch nicht gegeben hat. Deshalb wird es leider auch keinen zentralen Festakt zum 75. Gründungstag der CDU Brandenburg geben. Wir wollen aber dennoch einen Moment innehalten und an die Gründerinnen und Gründer erinnern, an ihre Visionen und Ideale.
Gleichzeitig richten wir unseren Blick nach vorne. Viele Aufgaben liegen noch vor uns und wir sind froh, dass die Menschen uns ihr Vertrauen schenken, Brandenburg zu gestalten. Doch heute ist erst einmal die Zeit, mit Stolz auf 75 Jahre CDU Brandenburg und drei Jahrzehnte Brandenburg in einem vereinten Deutschland und Europa zurückzublicken.